Jan-Erik Ingwersen - Stipendiat des PPP

11.02.2022

Erfahrungsbericht von meinen bisherigen Erlebnissen in den USA

Bevor ich anfange, über meinen Aufenthalt berichten, würde ich mich kurz einmal vorstellen. Mein Name ist Jan-Erik Ingwersen ich bin 24 Jahre alt und komme aus Tinnum auf der Insel Sylt. Darüber hinaus bin ich einer der diesjährigen Stipendiaten im 38. Parlamentarischem-Patenschafts-Programm. Seit dem 10. August dieses Jahrs bin ich im wunderschönen Ephraim, Utah untergekommen.

Am besten ist es wohl, wenn ich am Anfang anfange, also am Tag des 27. Februar 2021, an welchem ich die Nachricht bekommen habe, dass ich für das 38. PPP nominiert worden bin. Anschließend habe ich eine Welle von Mails bekommen, wo es um die Vorbereitung auf das Programm-Jahr, so wie um die Einreichung benötigter Unterlagen ging. Hierbei hat sich gezeigt, dass es ratsam ist, sich frühzeitig um die benötigten Dokumente zu kümmern. Durch die Pandemie war die Vorbereitung online und ging etwa über zwei Monate.

Zwischen Ende Mai und Anfang Juli erhält man normalweise seinen Platzierungsort. Ich habe diesen jedoch erst ungefähr eine Woche vor der Ausreise bekommen, was ungewöhnlich spät ist. Hierbei habe ich auch gelernt, dass Flexibilität sehr wichtig in diesem Programm ist, denn statt Portland, Oregon wurde es Ephraim, Utah. Ich darf darüber hinaus das ganze Jahr studieren und arbeiten. Dieser zugegebenermaßen erste Schock in einen Staat zukommen, von dem ich bis dahin lediglich wusste, dass er ein NBA-Basketball Team hat, hat sich dann schnell in Vorfreude entwickelt. Denn mal ernsthaft - ein fantastisches Jahr in New York kann wirklich jeder erleben.

Am 10. August ging es dann endlich los. Ich glaube die Wochen davor waren zwar noch die stressigsten in meinem Leben, aber nach einer langen Reise sind wir dann bei bestem Wetter in Ephraim angekommen.

Was ich feststellen konnte war, dass ich definitiv ein Auto brauche, denn in den USA hat man einfach größere Strecken zwischen den Zielen zurückzulegen. Dies würde ich auch jedem anderem PPP-ler dringend empfehlen. Ich weiß mittlerweile, das es wohl 1 % aller Stipendiaten gibt, die dies ohne Auto schafft, was allerdings stark zu Lasten der eigenen Flexibilität geht.

Am Anfang hatte ich noch zwei Wochen frei, bis das College losging. Dies war sehr spannend, weil ich schon lange an einem College in den USA studieren wollte, daher ging gleich zu Beginn ein Traum für mich in Erfüllung.

Durch meine zugegebenermaßen ausbaufähigen Englisch-Kenntnisse hatte ich im ersten Semester nur Englischkurse. Das sollte sich als ziemliche Herausforderung herausstellen, denn die Professoren waren ziemlich anspruchsvoll. Das führte wiederum dazu, dass die sehr moderne Bibliothek mein Lieblingsplatz auf dem Campus wurde. Wohnen darf ich das ganze Jahr über in einem Studentenwohnheim unweit und südlich des Campus. Der Weg zu den Vorlesungen ist entsprechend recht kurz. Dadurch das das Snow College sehr viele Clubs hat, habe ich direkt Anschluss gefunden und bringe mich in Einigen sehr aktiv ein.

Darüber hinaus habe ich häufig Ausflüge in die Nationalparks gemacht. Utah hat fünf davon, wobei einer schöner ist als der andere. In meinem Leben war ich wahrscheinlich noch nie in so vielen unterschiedlichen Nationalparks wie in den letzten vier Monaten. Hinzu kam noch ein fünftägiger Ausflug nach Miami, wo ich neben den Everglades auch ein Spiel der Miami Dolphins besucht habe. Das Spiel hat sich absolut gelohnt, gerade die Atmosphäre war der Hammer! Das letzte große Ereignis des Jahres war der Besuch eines NBA-Spiels der Utah Jazz. Auch hier kann ich mich nur wiederholen und sagen, dass man dies unbedingt mal machen sollte.

Bevor ich es vergesse, möchte ich einmal auf die Besonderheiten meines Gaststaates eingehen. Da Utah das Zentrum der Mormonen Kirche ist, gibt es hier sehr viele religiöse Menschen, sowie mindestens eine Kirche pro Stadt (andere Glaubensrichtungen nicht berücksichtigt). Dies hat dazu geführt, dass ich mich sehr häufig über dieses Thema unterhalten habe und selbst regelmäßig in die Kirche gehe. Dies ist häufig der Ausgangspunkt für Aktivitäten mit Freunden am Sonntag gewesen. Es hilft eine gewisse Offenheit und Respekt gegenüber dem Glauben zu zeigen, wenn man sich schnell und gut integrieren möchte. Darüber hinaus ist das Umwelt- und Klimabewusstsein hier bei Weitem nicht so ausgeprägt, wie bei uns. Mülltrennung beispielsweise gibt es nur in den größeren Städten. Außerdem fällt mir das Thema Waffen ein, oberflächlich könnte man gerade in Ephraim denken, dass es keine gibt. Ich habe aber rausgefunden, dass die meisten Menschen abseits des Campus eine mit sich führen. Man kann sich meiner Erfahrung nach durchaus fragen, warum dies so ist und auch die deutsche Sichtweise darlegen, aber man sollte nicht das Ziel verfolgen, einen US-Amerikaner von unserer Sichtweise zu überzeugen *Zwinker*.

Zuallerletzt möchte ich noch mit einem Vorurteil aufräumen, das mir ziemlich oft gerade von deutscher Seite vor der Ausreise begegnet ist, nämlich ,,Amerikaner sein ungebildet“. Dies wird häufig daran festgemacht, dass sie wenig über Deutschland wissen. In unseren Medien ist es so, dass die USA allgegenwärtig sind, was dazu führt das man glaubt, man wüsste einiges über dieses Land. Besonders spannend fand ich die Begleitung der örtlichen Medien des deutschen Bundestagswahlkampfs. Wenn ich mich richtig erinnere, machen die deutschen Fernsehsender alle stundenlange Liveberichte und analysieren alles was in Amerika passiert. Das Spannende war, dass der deutsche Bundestagswahlkampf in den regionalen Medien vielleicht lediglich eine Randnotiz und im Gegensatz zu unserer Berichterstattung über politische Vorgänge in den USA kaum beachtet war. Das führte logischerweise dazu, dass die meisten meiner amerikanischen Freunde nicht wussten, wie wir gewählt haben und eine neue Regierung bekamen. Diese jetzt als ungebildet zu bezeichnen, kommt mir allerdings nicht in den Sinn. Es ist für mich sogar nachvollziehbar, warum das so ist. Washington DC ist mehrere Stunden weit weg und Utah selbst ist so groß wie ein einige Länder in Europa. Konsequenterweise liegt der Fokus daher mehr auf dem eigenen Bundesstaat und danach erst auf DC oder Europa.

Das ist mein Erfahrungsbericht aus vier Monaten Utah.